Mythos Preussen Dellbrück 1912 e.V.

 

 
 

Am 6. April 1912 wurde der Fußballclub Preussen Dellbrück aus der Taufe gehoben. Das heißt: Aus der Taufe ist wohl zu viel gesagt. Denn die erfolgte einige Wochen später bei einem fröhlichen Umtrunk auf einer Dampferfahrt.

Das Vereinsschiffchen steuerte im Spieljahr 1913/14 erstmals die C-Klasse an. Die schwarz - weißen Preußenfarben aber wehten nicht lange, denn der 1. Weltkrieg stellte alle vor andere Aufgaben. Die fast fünfjährige Pause hatte aber nicht vermocht die Sportbegeisterung einzudämmen.

Im Gegenteil: Mit dem letzten Kanonenschuss ging es wieder los. Alte und neue Mitglieder fanden sich am 2. Januar 1919 zusammen, als es hieß die Preussen wieder zum Leben zu erwecken.

Lediglich eine Namensänderung wurde vorgenommen, da Dellbrück inzwischen Vorort von Köln geworden war. Als Fußballverein 1912 Köln Dellbrück gelang auf Anhieb der Aufstieg in die B-Klasse und im Jahr 1922 schon der Sprung in die A-Klasse.

 

 
 

 
 

Nach dem 1. Weltkrieg

 

 

Mannschaft 29.06.1919

 
 

Schallenberg - Odenthal - Diefenbach - Werner - Chr. Zims - C.Roth - K.Roth -

 
 

Nagelschmidt - J.Zims - Kömhoff

 
     
     
     
     
 

Dieses Jahr war auch insofern von besonderer Bedeutung, als die Einweihung eines neuen und eigenen Sportplatzes das bisher Geleistete krönte.

 
     
 

 
     
 

"Et Höffge"

 
     
 

Hinten Links: Häuser der Kaserne Moorslede. Rechts: Bergisch Gladbacher Straße

 
     
     
 

Der Sportplatz an der Bergisch Gladbacher Straße in Dellbrück, von den Spielern und Fans liebevoll "Et Höffge" genannt, war nun die neue Heimat der Preussen Mannschaft. Zu Tausenden strömten die Zuschauer zu den Heimspielen der Preussen.

Dieser Platz im Mittelpunkt von Dellbrück und Holweide, geschaffen durch den Fleiß und die Einsatzbereitschaft der Mitglieder, stellte dann auch den Ausgangspunkt für alle späteren Erfolge dar. "Et Höffge" fiel nach einem weiteren Weltkrieg ebenfalls den Zeitumständen zum Opfer.

 
 

 

 
 

Das sportliche Geschehen nahm einen wechselvollen Verlauf. A-Klasse, Abstieg in die neu gebildete Gauklasse und Aufstieg in die 2. Bezirksklasse (1926/27). So ganz nebenbei wurde der Name wieder umgetauft. Als Sportclub Preussen Köln hielt die 1. Mannschaft dann endlich im Jahr 1930/31 Einzug in die erste westdeutsche Klasse. Eine Freude die nicht lange währen sollte, denn schon im nächsten Jahr hieß es wieder Abschied nehmen.

Trotz  Gruppenmeisterschaft gelang der Wiederaufstieg nicht, denn ein neues Spielsystem machte diesen Erfolg zunichte. Krisenjahre rüttelten das Vereinsgefüge durcheinander, und wieder hieß es den bitteren Weg des Abstiegs zu gehen. Aus der 2. Kreisklasse gab es bis zur Einstellung des Spielbetriebs durch den 2. Weltkrieg kein Entrinnen mehr.

Aber so wie vor 25 Jahren war auch diesmal der alte Preussengeist ungebrochen. Bereits im August 1945 setzte der Spielbetrieb wieder ein. Was keiner erhofft oder erwartet hatte, trat ein: Die Mannschaft spielte besser denn je. Das zwischendurch aus "besatzungstechnischen Gründen" eine Umfirmierung in Dellbrücker Sportclub erfolgte, sei im Rahmen der damaligen "Umerziehung" und als Episode nur am Rande vermerkt. Aber trotz aller guten Leistungen gab es wieder eine maßlose Enttäuschung: Für die Eingruppierung war der Stand von 1939 maßgebend.

Also hieß es nochmals von vorne anfangen. Diesmal gab es aber keine Krisen. Mit fliegenden Fahnen wurde die Gruppenmeisterschaft erkämpft (1946) und schon ein Jahr später konnte Preussen stolz hinter seinem Vereinsnamen setzen: Oberliga West. Was nun folgte, ist wohl noch in aller Erinnerung: Die Marathonschlachten gegen Vohwinkel 1880 pusteten schon wieder ein Jahr später - allerdings in einer fast sensationellen Art - dem jungen Oberligisten das Lebenslicht aus.

 
     
 

Trotz des Abstiegs gaben die Preussen nicht auf. Nach dem letzten Meisterschaftsspiel, welches am 25.04.1949 bei Fortuna Köln mit 7:0 gewonnen wurde, konnte man in der Tabelle hinter Bayer Leverkusen den 2. Platz belegen. Dies war zwar nicht mit der Berechtigung verbunden, um den Aufstieg in die Oberliga zu spielen; aber etwas Unfassbares war geschehen. Der ruhmreiche FC Schalke 04 war aus der Oberliga abgestiegen. Nun hatte man aber "rein zufällig" in diesem Jahr beschlossen, die Oberliga aufzustocken, dadurch kam nun auch Preussen Dellbrück in den Genuss, an den Aufstiegsspielen teilnehmen zu dürfen.

 

 
 

 

 
 

 

Mit einigen jungen Talenten frischte Trainer Karl Winkler die Mannschaft die Mannschaft wieder auf und ermöglichte 1949 den Wiederaufstieg. So war der Stürmer Heinz Schlömer zusammen mit seinem Bruder Willi vom VFL Rheingold Poll nach Dellbrück gewechselt.

"Der Mann mit dem Dynamit in den Beinen", wie er genannt wurde, stand bereits 1948 im Notizbuch von Sepp Herberger. Dennoch wurde Heinz Schlömer nie in die Nationalelf berufen.

Ein Geheimtipp war der damals 19 jährige ehemalige Handballspieler Fritz Herkenrath, der für Dellbrück das Tor hütete.

1948 sollte erstmals nach dem Krieg eine (gesamt) deutsche Meisterschaft ausgetragen werde, an der nach Saisonende die jeweils drei besten Mannschaften der Oberligen - West - Ost - sowie ein Vertreter der Stadtliga Berlin teilnehmen sollten.

Preussen wurde rasch zum Publikumsliebling und verlegte einige seiner Heimspiele vom Sportplatz an der Bergisch Gladbacher Straße ins damalige "Kölner Stadion" auf der anderen Rheinseite.

Der Einzug in die Endrunde der Meisterschaft von 1950 wurde zum Kölner Kopf - an - Kopf Rennen. Der 1. FC Köln stand bis zum vorletzten Spieltag auf dem zweiten Tabellenplatz. Preussen hatte die gleiche Punktzahl wie der 1. FC Köln. Doch aufgrund des schlechteren Torverhältnisses standen sie nur auf dem vierten Platz. Auf jeden Fall mussten die Preussen gewinnen. Der 1. FC Köln brauchte nur ein Unentschieden. So wurde der letzte Spieltag der Oberliga zum Fernduell. Der 1. FC Köln musste bei Alemania Aachen antreten und verlor 3:2. Die Dellbrücker spielten in Müngersdorf gegen  Rhenania Würselen vor 15000 Zuschauern und gewannen 4:1.

Der 1. FC Köln war 1950 nur der zweite Club in der Domstadt. Die Fachpresse anerkannte die Leistung der Auswahl aus Dellbrück: "Die größte Leistung von allen war zweifellos der zweite Tabellenplatz der Dellbrücker als Liganeuling.

Durch den Sieg gegen Rhenania Würselen und die Niederlage des 1.FC Köln gegen Alemania Aachen, qualifizierten sich die Preussen für die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft 1950.

Durch u.a. diese Qualifikation wuchsen die Zuschauerzahlen so enorm, dass "Et Höffge" aus den Nähten zu platzen drohte.

Durch die Niederlage gegen Offenbach, verpassten die Preussen nur knapp den Einzug ins Finale

 

 
 

 
  Preussen Dellbrück - Vizemeister 1950 - Oberliga West  
     
  Auwin Jung - Hermann Drost - Werner Fischer - Martin Mühlfarth - Karl Habets - Walter Severin - Fritz Herkenrath - Willi Schlömer - Hans Paffrath - Josef Schmidt - Heinz Schlömer - Trainer Kurt Winkler  
     
  Langsam ging die Ära des S.C. Preussen Dellbrück dem Ende entgegen.

Da durch einen Gerichtbeschluss, nur noch die Amateure und die Jugendmannschaft auf dem bisherigen Platz spielen durfte, zog man auf die Rennbahn Riehl, später ins Müngersdorfer Stadion.

Die Hohen Kosten für das Müngersdorfer Stadion und die sinkenden Zuschauerzahlen, konnten nicht mehr finanziert werden.

Mehrere Spieler verließen den Verein. Habets ging zu Bayer 04 Leverkusen und Fritz Herkenrath als Torhüter zum 1.FC Köln, wo der Niederländer Franz de Munk die Nr. 1 war.

Fritz Herkenrath konnte Franz de Munk nicht verdrängen, und ging enttäuscht 1952 zu Rot-Weiss Essen. Dort holte er 1955 die Deutsche Meisterschaft und 1953 den DFB-Pokal.

Sepp Herberger holte ihn in die Nationalmannschaft, und zwischen 1954 -1958 hütete er insgesamt 21 mal das deutsche Tor.

So entschloss man sich 1957 zum Zusammenschluss mit Rapid Köln zu dem neuen Verein Viktoria Köln.

Im Jahr 1952 war dann auch die Bespielung vom "Et Höffge" durch die Amateure und  Jugendmannschaft zu Ende.

Kurze Zeit später wurde auf diesem Gelände die belgische Kaserne Moorslede errichtet, die seit Ende 2006 durch eine neue Wohnsiedlung ersetzt wurde.

Damit erlosch die Ära Preussen Dellbrück

Am Sonntag, dem 22. Oktober 2006 erhält der Weg der neuen Wohnsiedlung, den Namen " Preußen-Dellbrück-Weg "